Hyperaktivität bei Kindern und Hilfe in Koblenz

Hyperaktivität bei Kindern: Erscheinungsformen, Ursachen und vielfältige Hilfsangebote
Hyperaktivität bei Kindern ist ein häufig diskutiertes und oft missverstandenes Phänomen. Sie ist ein Kernsymptom der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), kann aber auch isoliert oder im Kontext anderer Entwicklungsauffälligkeiten auftreten. Von bloßer Lebhaftigkeit gesunder Kinder ist Hyperaktivität durch ihre Intensität, Häufigkeit und den daraus resultierenden Beeinträchtigungen im Alltag deutlich zu unterscheiden. Es ist entscheidend, Hyperaktivität frühzeitig und umfassend zu verstehen, um betroffenen Kindern und ihren Familien adäquate Unterstützung zukommen zu lassen.

 

ADHS und Reflexe - Was haben Frühkindliche Reflexe mit ADHS zutun?

ADHS und Reflexe – Was haben Frühkindliche Reflexe mit ADHS zutun?

Kinder mit Hyperaktivität zeigen ein übermäßiges Maß an motorischer Unruhe. Sie haben Schwierigkeiten, stillzusitzen, zappeln mit Händen und Füßen, verlassen oft ihren Platz in unpassenden Situationen und scheinen ständig in Bewegung zu sein. Diese innere Unruhe kann sich auch in exzessivem Reden oder dem Drang äußern, sich in Gespräche und Aktivitäten anderer einzumischen. Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei nicht um bewusstes, unartiges Verhalten handelt, sondern um eine Schwierigkeit, impulsivem Verhalten und einem inneren Bewegungsdrang zu widerstehen.

Die Ursachen von Hyperaktivität sind komplex und multifaktoriell. Genetische Veranlagung spielt eine bedeutende Rolle, da ADHS und damit verbundene Hyperaktivität oft familiär gehäuft auftreten. Neurobiologische Faktoren, insbesondere Unterschiede in der Funktion bestimmter Hirnregionen und Neurotransmitter-Systeme (wie Dopamin und Noradrenalin), werden ebenfalls als wichtige Einflussfaktoren angesehen. Umweltfaktoren wie frühkindliche Belastungen, Nikotin- oder Alkoholkonsum während der Schwangerschaft sowie psychosoziale Belastungen in der Familie können das Risiko für Hyperaktivität erhöhen oder deren Ausprägung verstärken. Eine reine „Erziehungsfrage“ ist Hyperaktivität in den meisten Fällen jedoch nicht.

Die Auswirkungen von Hyperaktivität auf das Leben der betroffenen Kinder und ihrer Familien können vielfältig und belastend sein. Im schulischen Kontext zeigen sich oft Schwierigkeiten, dem Unterricht aufmerksam zu folgen, Aufgaben konzentriert zu bearbeiten und Regeln einzuhalten. Dies kann zu schlechten schulischen Leistungen, Frustration und einem negativen Selbstbild führen. Im sozialen Umgang kann die Impulsivität und die Schwierigkeit, soziale Signale richtig zu deuten, zu Konflikten mit Gleichaltrigen und zu sozialer Isolation führen. Auch innerhalb der Familie kann es zu Spannungen und Überforderung der Eltern kommen.

Angesichts der potenziellen negativen Folgen ist eine frühzeitige Diagnose und ein umfassendes Hilfsangebot unerlässlich. Der erste Schritt ist in der Regel eine sorgfältige kinder- und jugendpsychiatrische oder -psychologische Diagnostik. Diese beinhaltet eine ausführliche Anamnese, Verhaltensbeobachtungen in verschiedenen Kontexten (z.B. zu Hause und in der Schule) sowie den Einsatz standardisierter Fragebögen für Eltern, Lehrer und gegebenenfalls die Kinder selbst. Auch körperliche Untersuchungen können durchgeführt werden, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.

Die Hilfe für Kinder mit Hyperaktivität ist in der Regel multimodal und umfasst verschiedene Bausteine, die individuell auf die Bedürfnisse des Kindes und seiner Familie abgestimmt werden:

Verhaltenstherapie:
Sie zielt darauf ab, dem Kind Strategien zur Selbstregulation, Impulskontrolle und Aufmerksamkeitssteuerung zu vermitteln. Dies kann durch positive Verstärkung erwünschten Verhaltens, den Einsatz von Struktur und klaren Regeln sowie durch das Erlernen von Problemlösestrategien geschehen. Auch Elterntrainings sind ein wichtiger Bestandteil, um Eltern im Umgang mit den besonderen Herausforderungen zu stärken und ihnen effektive Erziehungsstrategien zu vermitteln.

Ergotherapie:
Sie kann Kindern mit Hyperaktivität helfen, ihre sensorische Verarbeitung zu verbessern und ihre motorischen Fähigkeiten zu koordinieren. Durch gezielte Übungen werden die Körperwahrnehmung, die Fein- und Grobmotorik sowie die Handlungsplanung gefördert.

Logopädie:
Bei Kindern mit begleitenden sprachlichen oder kommunikativen Schwierigkeiten kann eine logopädische Therapie sinnvoll sein, um die sprachliche Ausdrucksfähigkeit und das soziale Kommunikationsverhalten zu verbessern.

Psychopharmakotherapie:
In einigen Fällen, insbesondere bei ausgeprägter Hyperaktivität und deutlichen Beeinträchtigungen, kann der Einsatz von Medikamenten (z.B. Stimulanzien wie Methylphenidat) in Erwägung gezogen werden. Diese können die Konzentration und Impulskontrolle verbessern. Eine medikamentöse Behandlung sollte jedoch immer in Kombination mit anderen therapeutischen Maßnahmen erfolgen und engmaschig ärztlich begleitet werden.

Pädagogische Interventionen:
Im schulischen Kontext sind individuelle Förderpläne, klare Strukturen, angepasste Aufgabenstellungen, der Einsatz visueller Hilfen und positive Verstärkung wichtige Maßnahmen, um den Kindern mit Hyperaktivität ein erfolgreiches Lernen zu ermöglichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrern und Therapeuten ist hierbei unerlässlich.

Unterstützungsangebote für Familien:
Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Informationsveranstaltungen können Eltern helfen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, Informationen zu erhalten und Strategien im Umgang mit den Herausforderungen zu entwickeln.

Es ist entscheidend zu betonen, dass es keine „Einheitslösung“ für Hyperaktivität gibt. Die Art und der Umfang der benötigten Hilfeleistungen sind individuell verschieden und können sich im Laufe der Entwicklung des Kindes verändern. Eine kontinuierliche Begleitung, eine positive und unterstützende Umgebung sowie das Verständnis für die besonderen Bedürfnisse der betroffenen Kinder sind entscheidend für ihre positive Entwicklung und die Entfaltung ihres Potenzials. Durch eine frühzeitige und umfassende Intervention können die negativen Auswirkungen von Hyperaktivität deutlich reduziert und den Kindern ein erfüllteres Leben ermöglicht werden.

 

ADHS – Hyperaktive Kinder | Doku | SRF Dok

 

 

Die Grenzen zwischen normaler Hibbeligkeit und bedenklicher Unruhe sind fließend: Es gibt keinen festgelegten Wert, ab dem ein Kind als hyperaktiv zu gelten hat.

Infos zu Hilfe bei AD(H)S und Trainings unter: http://www.kinder-jugend-coach.de

468