ADHS und Begleiterkrankungen: Symptome, Diagnose und Behandlung von Komorbiditäten
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) tritt häufig in Verbindung mit Begleiterkrankungen, sogenannten Komorbiditäten, auf. Diese beeinflussen nicht nur die ADHS-Symptome, sondern erschweren auch die Diagnose und Behandlung.
Ursachen für ADHS und Begleiterkrankungen
Die Entwicklung von Komorbiditäten bei ADHS ist komplex und multifaktoriell:
- Genetische Faktoren: Eine familiäre Veranlagung erhöht das Risiko für ADHS und Begleiterkrankungen.
- Umwelteinflüsse: Chronische Infektionen, Entzündungen, Traumata und Stress können eine Rolle spielen.
- Neurobiologische Faktoren: Abweichungen in der Gehirnstruktur und Gehirnfunktion begünstigen sowohl ADHS als auch Komorbiditäten.
Häufige Komorbiditäten bei ADHS
- Psychische Erkrankungen:
- Depressionen
- Angststörungen
- Zwangsstörungen
- Bipolare Störung
- Oppositionelle Trotzstörung
Lern- und Entwicklungsstörungen bei ADHS und Begleiterkrankungen:
- Lernbehinderungen (z. B. Lese-Rechtschreib-Schwäche/Legasthenie)
- Sprachbehinderungen
- Motorische Schwierigkeiten
- Exekutive Funktionsstörungen (z. B. Planungs- und Organisationsprobleme)
Weitere Erkrankungen:
- Tic-Störungen (z. B. Tourette-Syndrom)
- Schlafstörungen
- Autismus-Spektrum-Störung (ASD)
Symptome von ADHS und Begleiterkrankungen
- Anhaltende Symptome: Symptome, die trotz erfolgreicher ADHS-Behandlung fortbestehen
- Veränderte Symptomatik: Neue oder veränderte Symptome, die eine weitere Abklärung erfordern
- Chronischer Verlauf: Begleiterkrankungen sind oft chronisch und beeinflussen verschiedene Lebensbereiche
- Spezifische Symptome: Jede Komorbidität hat spezifische Symptome, die von ADHS-Symptomen abzugrenzen sind
Unterscheidung: Sekundäre Probleme vs. Komorbiditäten
- Sekundäre Probleme: Entstehen als Folge von ADHS (z. B. Angst durch Schulprobleme) und bessern sich oft mit der ADHS-Behandlung.
- Komorbide Erkrankungen: Treten unabhängig von ADHS auf und erfordern eine separate Behandlung.
Diagnose und Behandlung von Begleiterkrankungen bei ADHS
- Ärztliche Abklärung: Fachärzte (Kinder- und Jugendpsychiater, Psychologen) führen umfassende Diagnostik durch.
- Ganzheitlicher Ansatz: Die Behandlung berücksichtigt sowohl ADHS als auch Begleiterkrankungen.
- Individueller Behandlungsplan: Die Therapie wird an die Bedürfnisse des Patienten angepasst.
- Autismus-Spektrum-Störung (ASD): Überschneidungen in den Symptomen von ADHS und ASD erfordern eine genaue Untersuchung.
Wichtige Hinweise
- Eine gründliche Beobachtung der Symptome ist entscheidend.
- Die Unterscheidung zwischen sekundären Problemen und Komorbiditäten kann komplex sein.
- Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung verbessert den Therapieerfolg.
Leben mit komorbider ADHS
Die Komorbidität von ADHS stellt im Vergleich zu ADHS allein, das bereits schwer genug zu bewältigen sein kann, zusätzliche Herausforderungen dar. Glücklicherweise können verschiedene Bewältigungsstrategien und tägliche Gewohnheiten helfen, diese Herausforderungen auszugleichen und die psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
Zunächst ist es wichtig, eine gesunde Einstellung und Selbstmitgefühl zu entwickeln. Viele Menschen mit ADHS und anderen psychischen Störungen werden oft negativ beurteilt, oft mit Etiketten wie „faul“, „komisch“ usw. Es ist wichtig, diese Urteile in Frage zu stellen und gleichzeitig Selbstmitgefühl zu üben. Wenn Sie an komorbider ADHS leiden, verstehen Sie, dass dies eine sehr reale Störung mit berechtigten Bedenken ist. Versuchen Sie, im Umgang mit dieser Erkrankung nicht zu sehr mit sich selbst umzugehen. Feiern Sie kleine Fortschritte und vermeiden Sie es, in eine Spirale negativen Denkens zu geraten.
Organisation und Planung sind weitere hilfreiche Dinge, die Sie umsetzen können. Eine Komorbidität mit ADHS macht den Alltag oft stressiger als bei anderen. Um diesen Stress etwas zu reduzieren, versuchen Sie, Ihre Umgebung zu organisieren, Ihre Tage zu planen und eine tägliche Routine zu entwickeln, der Sie folgen können.
Versuchen Sie schließlich, so viele gesunde Gewohnheiten wie möglich zu pflegen, wie z. B. regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige soziale Kontakte. All dies fördert die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden und kann ein Gefühl der Ermächtigung und Kontrolle in Situationen vermitteln, in denen dies sonst möglicherweise fehlt.
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