Keine Lust, früh aufzustehen, Angst vor der Matheklausur oder Krankheiten als Ausreden, um nicht am Sportunterricht teilnehmen zu müssen – beinahe jedes Kind will sich irgendwann einmal am liebsten vor der Schule drücken.
Immer häufiger werden daraus aber ernsthafte Belastungen, die sich physisch und psychisch bemerkbar machen können. Die Duden Institute für Lerntherapie haben nun die Puls-Studie (Psychosoziale Belastungen und Lernschwierigkeiten) vorgestellt.
Auffälligkeiten bei jedem fünften Schüler
Dazu wurden 201 Diagnosegespräche ausgewertet, die zwischen 2011 und 2014 in den Instituten in Berlin stattfanden, sagte Bettina Fischer. Sie ist stellvertretende Leiterin des halleschen Instituts. Die Gespräche wurden mit Kindern im ersten bis zwölften Schuljahr geführt, der Großteil besuchte die vierte Klasse.
Die Experten ermittelten, dass jeder fünfte Schüler (20,9 Prozent) mit einer Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche zugleich an körperlichen Beschwerden leidet, ohne dass es einen erklärenden organischen Befund gibt. Auch die Zahlen anderer psychosozialer Belastungen sind hoch: Ein Drittel (33 Prozent) der Kinder und Jugendlichen leidet unter Ängsten, Depression oder zieht sich sozial zurück – Symptome, die oft als Burnout bezeichnet werden. Jedes vierte der Kinder erlebt Mobbing (26,4 Prozent). Ähnlich groß ist die Gruppe der Kinder mit ADHS-Symptomen oder Konzentrationsschwierigkeiten, motorischer Unruhe oder impulsivem Verhalten (25,4 Prozent).
Häufig mehrere Probleme zugleich
Bei vielen der untersuchten Schüler treten mehrere Probleme parallel auf, was ihre Beschwerden deutlich erhöht. Mehr als zwei Drittel (69,7 Prozent) leiden mindestens unter einer Form psychosozialer Belastung, ein Viertel (23,9 Prozent) unter zwei und mehr als jedes siebte Kind (15,8 Prozent) sogar unter drei oder mehr Formen.
Die Gespräche seien zwar mit Kindern in Berlin geführt worden, laut Fischer aber übertragbar. „Das ist genau das, was wir hier jeden Tag erleben.“ Die Schwierigkeiten können der Psychologin zufolge in jeder Schulform und jeder Einkommensklasse auftreten.
Individuelle Ziele festlegen
Fischer legt Wert auf die Individualität beim Lernen und genügend Personal im Bildungsbereich. Wenn ein Kind Lernschwierigkeiten habe, so solle es nicht mehr am Klassenziel gemessen werden, sondern eigene Ziele bekommen. Man müsse die Anstrengungen dieser Kinder bewerten, nicht ihre Leistung. „In ihren Möglichkeiten leisten sie genau so viel, wie die anderen Kinder“, sagt Fischer.
Die psychischen Belastungen, die ein Kind durch ständige Misserfolge erfährt, könnten sich ihr zufolge weit über die Schulzeit hinaus auswirken. Könnte sich Fischer eine ideale Schule wünschen, so gäbe es dort kleine Klassen, individualisiertes Lernen bei dem jedes Kind seine eigenen Ziele definiert, mehr Worturteile und weniger Noten. (mz)
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