Wie die Hände unser Denken lenken: Gesten helfen nicht nur, sich anderen mitzuteilen. Wer gestikuliert, zeigen Forschungsergebnisse, profitiert auch selbst davon: Das Arbeitsgedächtnis wird entlastet, Lernen befördert.
Warum können Italiener nicht gut telefonieren? Weil sie dabei nicht beide Hände frei haben. Diese alte Scherzfrage mag den Italienern Unrecht tun, aber sie illustriert eine wichtige Einsicht über das Gestikulieren: Wir bewegen unsere Hände beim Reden nicht nur um des Gesprächspartners willen, sondern auch, um unser Denken zu unterstützen.
Natürlich: Wenn wir dem Kollegen durch die Glasscheibe hindurch mit dem Daumen am Ohr und dem kleinen Finger am Mund signalisieren: „Ich rufe dich an“, dann wollen wir – bewusst – eine Aussage transportieren, ohne Worte zu verwenden. Solche so genannten emblematischen Gesten machen wenig Sinn, wenn sie nicht gesehen werden.
Anders verhält es sich mit redebegleitenden Gesten: Wer etwa spiralförmige Bewegungen beschreiben soll oder über verschiedene Posten einer Rechnung redet, die vor ihm liegt, wird oft unwillkürlich, womöglich unbewusst seine Hände einsetzen. Nicht nur Italiener tun das auch am Telefon – also in Situationen, in denen der Angesprochene die Gesten nicht sehen kann. Selbst blind geborene Menschen gestikulieren.
Das Gehirn existiert nicht ohne Körper
Dies zeigt nicht nur, dass Sprache und Gestik eng miteinander verwoben sind. Es ist auch ein Indiz für die sehr viel allgemeinere These des Embodiments, also der Verkörperlichung. Sie besagt, dass unser Denken nicht nur ein Gehirn voraussetzt, sondern auch den Leib, der mit seiner Umwelt interagiert. Anders gesagt: Kognition findet nie auf einer ausschließlich geistigen Ebene statt, sondern hat immer auch eine körperliche Dimension. Und vor allem: Beide, Körper und Kognition, stehen miteinander in Wechselwirkung.
Im Sinne des Embodiments lege es darum nahe, dass Gesten unsere Gedanken unterstützen und fördern. Forschungsergebnisse einer der renommiertesten Gesten-Expertinnen, der Psychologin Susan Goldin-Meadow von der Universität Chicago, weisen tatsächlich klar in diese Richtung.
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